Wenn sie von Unterstützungsbedarf im Bereich der körperlichen und motorischen Entwicklung hören, denken viele Menschen an Kinder und Jugendliche, die im Rollstuhl sitzen oder deren Mobilität durch Krämpfe oder Lähmungen erschwert wird. In Wirklichkeit ist die Gruppe der betroffenen Kinder extrem heterogen. 

  • Manche Kinder und Jugendliche haben mit offensichtlichen, nicht selten mit schweren körperlichen Funktionseinschränkungen zu leben, andere zeigen erst auf den zweiten Blick körperliche und motorische Auffälligkeiten.
  • Manche Kinder und Jugendliche können dem Klassenunterricht mehr oder weniger problemlos folgen und sie können die Ziele der Jahrgangsklasse erreichen, andere werden im Bildungsgang des Förderschwerpunkts Lernen oder des Förderschwerpunkts Geistige Entwicklung unterrichtet.
  • Manche Kinder und Jugendliche leiden unter schweren chronischen Erkrankungen, sind beim Hören oder Sehen eingeschränkt, zeigen sprachliche Auffälligkeiten und Spracherwerbsprobleme oder es zeigt sich Unterstützungsbedarf im Bereich der emotionalen und sozialen Entwicklung.

In diesem Modul wird es weniger um komplex und mehrfach beeinträchtigte Kinder und Jugendliche gehen, sondern vor allem um Schülerinnen und Schüler, die zielgleich oder im Bildungsgang des sonderpädagogischen Förderschwerpunkts Lernen unterrichtet werden. Selbst unter dieser Einschränkung ist die Vielfalt der Lernenden groß. Es gibt im sonderpädagogischen Schwerpunkt Körperliche und motorische Entwicklung nicht „das typische Kind“ und nicht „den typischen Unterstützungsbedarf“, wie die folgenden drei Falldarstellungen zeigen.

Zeichnung eines Mädchens im Rollstuhl.

Sonja ist ein Mädchen, das sich im Rollstuhl selbstständig fortbewegen kann. Durch ihre körperlichen Beeinträchtigungen benötigt sie jedoch personelle Unterstützung. Sie zeigt sich im Unterricht an allen Themen interessiert. Sonja wird im Bildungsgang Lernen zieldifferent unterrichtet.

Zeichnung eines Jungen, der Fußball spielt.

Raphael findet man in den Pausen auf dem Fußballfeld des Schulhofs. Hier spielt er durchaus gleichberechtigt mit Schülern, die bis zu vier Jahre älter sind als er. Er jagt jedem Ball sehr wendig hinterher, kann andere durch abrupte Richtungswechsel austricksen, gewinnt viele Zweikämpfe und schießt so manches Tor. 

Zeichnung eines Jungen mit Unterschenkel-Orthesen und einem Helm.

Tobias wurde mit einer spastischen Tetraplegie geboren, eine Querschnittlähmung, von der Arme und Beine betroffen sind. Er trägt an beiden Beinen Unterschenkel-Orthesen; diese stützenden Schienen sollen ihm helfen, die Füße gerade aufzusetzen. Da bei Tobias auch die Mundmotorik beeinträchtigt ist, hat er Schwierigkeiten bei der Artikulation und benutzt einen Talker. 

 

Drei Kinder, die sich mit sehr unterschiedlichen Beeinträchtigungen konfrontiert sehen, welche nicht nur das alltägliche Leben, sondern auch das schulische Lernen erschweren. Was sollte eine Schule, die auch eine Schule für diese drei Kinder sein will, tun, um sie in ihrem Leben und Lernen in der Schule zu unterstützen? Stellen Sie sich vor, sie sollten diese drei Kinder in Zukunft unterrichten und hätten nun die Aufgabe, individuelle geeignete Hilfen vorzubereiten bzw. von der Schulleitung oder dem Schulträger einzufordern.

 

Eigenaktivität

Die drei hier beschriebenen Kinder haben zwar Unterstützungsbedarf im Bereich der körperlichen und motorischen Entwicklung gemeinsam, aber darüber hinaus unterscheiden sie sich in vielfältiger Weise. Was würden Sie tun oder einfordern, um für Sonja, Raphael und Tobias individuell angepasste Unterstützung sicherzustellen? 

  1. Überlegen Sie bitte zunächst, welche allgemeinen Maßnahmen zur Einrichtung des Klassenraums und zur Gestaltung des Unterrichts Sie empfehlen würden. 
  2. Überlegen Sie bitte anschließend, welche individuellen Unterstützungsangebote Sie für die drei Kinder Sonja, Raphael und Tobias schaffen könnten.

 

Diese Seite wurde mit Unterstützung von Gesine Neumann
vom Team des Projekts „Mathe inklusiv mit PIKAS“ erstellt.