Ausgangssituation

Geplant ist die Einrichtung eines „Pausenkiosks“, in dem die Schülerinnen und Schüler für kleine Cent-Beträge einkaufen können (zum Beispiel einzelne Gummibären, Nüsse, Kekse, Sticker, Sammelkarten, Trauben ...). Jedes Kind hat für die Einheit 20 Cent zur Verfügung (z.B. aus der Klassenkasse).

Die zu verkaufenden Waren werden im Vorfeld besorgt. Die Kosten für die Waren können ebenfalls aus der Klassenkasse entnommen werden. Günstig ist es, wenn die Verwaltung der Klassenkasse in der Hand eines Elternteils liegt und die Waren von den Eltern besorgt werden. Ausgehend vom Ladenpreis werden dann die Kioskpreise für die jeweils kleineren Stückelungen festgelegt (zur Organisation und Einbettung in den Unterrichtsalltag vgl. Hölzel, 2011).


Basisaufgabe

"In den nächsten Tagen (Wochen) hast du die Möglichkeit in dem Pausenkiosk einzukaufen. Dafür hast du 20 Cent zur Verfügung."


Inhaltliche und prozessbezogene Lernziele der Sequenz

Grundlegende Ziele dieser über einen längeren Zeitraum geplanten Sequenz sind das Kennenlernen von Münzbeträgen, vor allem aber auch der Aufbau von Größen- und Wertvorstellungen zu kleinen Beträgen und der verantwortungsvolle Umgang mit Geld. Ein weiteres Ziel kann dann das Notieren und Dokumentieren von Kauf- und Verkaufsvorgängen sein.

Der Arbeitsauftrag und die Situation selbst ermöglichen eine natürliche Differenzierung

... durch verschieden komplexe Möglichkeiten des Bezahlens (den genauen Betrag bezahlen; so lange Cent-Münzen hinlegen, bis der Verkäufer signalisiert, dass der zu zahlende Betrag erreicht ist; alles Geld hinlegen und auf Rückgeld warten).

... durch die Möglichkeit des Zuschauens bei Einkäufen anderer Kinder.

... durch die bewusste Entscheidung, nur Dinge zu kaufen, deren Wert auch sicher mit den Münzen dargestellt werden kann – oder eben nicht.

... durch die Möglichkeit, sich mit den vorhandenen Münzen auch außerhalb der Einkaufssituation zu beschäftigen – zum Beispiel durch Vergleichen, Sortieren, Wechseln.


Gemeinsamer Einstieg

Kreisgespräch:

Die Lehrkraft erklärt den Pausenkiosk und die vorher von ihr festgelegten Rahmenbedingungen. Diese können stark von den Begebenheiten vor Ort abhängen.

Gemeinsamer Arbeitsauftrag und Gestaltung des Pausenkiosks:

"Für die folgenden Wochen möchte ich mit euch einen Pausenkiosk in der Klasse aufbauen. An diesem Kiosk könnt ihr in jeder Pause Kleinigkeiten von eurem eigenen Geld einkaufen, zum Beispiel Kekse, Sticker oder Sammelkarten. Dafür bringt jeder morgen genau 20 Cent von zu Hause mit.

Die Verkäuferin bin erst einmal ich – aber vielleicht können einige von euch mit mir zusammen arbeiten und überlegen, was man beim Verkaufen beachten muss. Dann könnt ihr mich auch ablösen." 

Wichtig: Das Vorhaben sollte vorher auf einem Klassenpflegschaftsabend mit den Eltern besprochen werden. Alternativ kann auch ein Elternbrief herausgegeben werden.

Bild „Pausenkiosk“. Auf einem Tisch stehen drei gefüllte Dosen mit unterschiedlichen Beschriftungen: „1 Keks = 3 Cent“, „2 Gummibärchen = 1 Cent“, „3 Nüsse = 2 Cent“. Eine Preisliste liegt auf dem Tisch: „1 Keks = 3 Cent, 2 Gummibärchen = 1 Cent, 3 Nüsse = 2 Cent“.
Abb. 1

Der Pausenkiosk kann in jeder großen Pause problemlos aufgebaut werden, wenn die benötigten Utensilien (Waren, Preisschilder oder Listen, Kasse mit Wechselgeld, Buchhaltung, „Bons“ ... ) in einer Kiste bereitstehen und auf einem freien Tisch angeordnet werden. Die Preisschilder etc. können entweder im Vorfeld von der Lehrkraft oder gemeinsam mit einigen Schülerinnen und Schülern erstellt werden.

Mögliche gemeinsame Regeln:

  • Für jeden Einkauf wird ein Höchstbetrag festgelegt. So wird verhindert, dass das gesamte Geld bereits am ersten Tag ausgegeben wird (Vorschlag: 7 Cent).
  • Das Geld kann nicht beliebig „aufgefüllt“ werden (Vorschlag: frühestens nach einer Woche).
  • Das Geld darf für die nächste Woche gespart werden (wenn die Regel ist, dass nach einer Woche neues Geld mitgebracht werden darf).
  • Verkäuferin darf nur werden, wer vorher ein „Praktikum“ gemacht hat und gezeigt hat, dass die vielfältigen Aufgaben gut bewältigt werden.

(vgl. Hölzel, 2011)

Differenzierte Arbeitsphase

Durch den lang angelegten Zeitraum, in dem der Pausenkiosk genutzt wird, und durch die verschiedenen Rollen, die die Kinder während der Sequenz einnehmen können, ist es möglich das einzelne Schülerinnen und Schüler sehr unterschiedliche (Lern-) Erfahrungen sammeln können.

Da die Vorerfahrungen zum Thema Geld bereits zu Schulbeginn sehr unterschiedlich sein können, bietet es sich möglicherweise an „Einkaufspaare“ zu bilden – in denen ein Kind mit bereits guten Vorerfahrungen und ein Kind mit weniger Vorerfahrungen zusammen einkaufen können.

Die Kinder können nun in jeder großen Pause einkaufen und sich somit mit Geld und Werten auseinandersetzen.

Weitere Aktivitäten für alle Kinder:

Durch den bewussten Umgang mit Geld und Einkaufen im Rahmen des Pausenkiosks, können alle Kinder auch angeregt werden, den Umgang mit Geld und Einkaufsvorgänge in ihrer Umwelt wahrzunehmen, hiervon zu berichten und ggf. zu reflektieren. Der Pausenkiosk bleibt auf diese Weise kein „vom realen Leben“ abgeschnittenes Projekt, sondern er ist Anlass zur Bewusstmachung und aktiven Auseinandersetzung mit einem relevanten Bereich des täglichen Lebens.

Reduzierte Arbeitsaufträge:

  • Münzen sortieren: Vor dem Erkennen der unterschiedlichen Wertigkeit der einzelnen Münzen ist es notwendig überhaupt das unterschiedliche Aussehen der Münzen zu erkennen. Hierzu bieten sich das Sortieren (zum Beispiel des Wechselgeldes) an. Beim Sortieren kann zunehmend nach der Wertigkeit der Münzen sortiert werden.
  • Zur Anbahnung des Verständnisses der Wertigkeit der Münzen: Direkte Gegenüberstellung von Münzen und ihren Darstellungen in 1 Ct – Stücken, um die gleiche Wertigkeit zur veranschaulichen. Möglich z.B. mit Hilfe einer „Bank“, zu der die Kinder gehen können, um Münzen in 1 Ct – Münzen umzutauschen, da für den Verkauf Wechselgeld benötigt wird.
  • Ein-Cent-Münzen nutzen: Um den Kindern das Einkaufen zu erleichtern, kann zunächst darauf verzichtet werden, den Kindern die 20 Cent in verschiedenen Münzen zu geben (also zum Beispiel der Stückelung 10+5+2+2+1). Für einige Kinder ist es einfacher, wenn sie auf viele 1-Cent-Münzen zurückgreifen können, um Beträge einfach abzählend legen zu können.
  • Beträge nach Vorlage legen: Wenn es den Kindern noch schwerfällt, einen genannten Betrag mit den entsprechenden Münzen zu legen, können diese Kinder aufgefordert werden, den Betrag entsprechend einer Vorlage zu legen („Schau dir die Münzen auf dem Bild gut an. Genau diese Münzen musst du mir jetzt geben.“). Dabei sollte die Verkäuferin darauf achten, die abgebildete Stückelung so zu wählen, dass sie mit den tatsächlich vorhandenen Münzen des Kindes übereinstimmt. Hat das Kind den Betrag nicht passend, kann gut gemeinsam der Sinn von Wechselgeld besprochen werden.

Erweiterte Arbeitsaufträge:

  • Festlegen der Preise: Die Preise für die zu verkaufenden Waren müssen nicht im Vorfeld von der Lehrkraft festgelegt werden. Hier können Schülerinnen und Schüler mit guten Vorkenntnissen im Bereich Geld gemeinsam überlegen, welcher Kaufpreis für die jeweiligen Waren angemessen ist – unter Berücksichtigung des Ladenpreises.
  • Praktikum und verkaufen: Wie oben bereits angedeutet, kann die Lehrkraft als Verkäuferin abgelöst werden durch Kinder, die ein entsprechendes Praktikum gemacht haben. Die Kompetenzen, die ein Kind hierzu erwerben muss, sind die folgenden:
    • Preise selbständig berechnen
    • Rückgeld berechnen
    • Passend rausgeben
    • Ggfs. Bons schreiben
    • Ggfs. Buchführung machen
    • Fairer und geduldiger Umgang mit Kunden, die noch nicht so gut mit Geld umgehen können
  • Haushaltsbuch führen: Einige Kinder können ihre Einkäufe bereits dokumentieren, um einerseits einen Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten (ohne in die Geldbörse schauen zu müssen) und andererseits um eine Liste des bereits Gekauften (und ggf. Verbrauchten) zu haben – um nachvollziehen zu können, wofür das Geld genutzt wurde.
  • Denkaufträge:
    • Hast du eine Idee, warum wir genau diese Münzen haben? Warum nicht mehr, und warum nicht weniger?
    • In Geschäften gibt es manchmal Sonderangebote. Wisst ihr, was das ist? Sollen wir das auch machen? Warum und wie?
  • Öffnen des Kiosk nach außen und Verkauf in Pausen für andere Klassen. Werbung dafür verfassen und verteilen, Preise kalkulieren (Wollen wir etwas verdienen oder nur die Selbstkosten decken?), Plakate mit Preisen gestalten (Hier könnten auch die schwächeren Lernenden beispielhaft passende Münzen aufkleben, so dass wirklich alle Kinder (z.B. auch jüngere) einkaufen kommen können).

Möglichkeiten der individuellen Unterstützung

Sozialform:

  • Wie oben bereits angedeutet, können gerade bei den unterschiedlich ausgeprägten Vorkenntnissen im Größenbereich Geld und der beschriebenen Einkaufssituation Tandems gebildet werden.
  • Die Verkäuferin kann immer unterstützend oder fordernd eingreifen – auch wenn die Verkäuferin ein Kind ist und in die Möglichkeiten bestimmter Unterstützungsangebote eingewiesen wurde.

Material:

  • Großformatige Vorlagen mit Abbildungen der verschiedenen Münzen und den entsprechenden notierten Werten. Wichtig ist dabei, dass das Größenverhältnis der Münzen untereinander gewahrt bleibt, da dies eins der möglichen Unterscheidungsmerkmale der Münzen ist.
  • Es empfiehlt sich nicht, motorisch oder visuell beeinträchtigte Schülerinnen und Schüler mit Münzen (zum Beispiel aus Plastik) unterstützen zu wollen, die größer sind als üblich – denn eines der wichtigsten Ziele der vorliegenden Einheit ist das schnelle Erkennen (und somit auch Erfühlen) von echten Münzen. Dieses Ziel kann nicht erreicht werden, wenn die Größe der genutzten Münzen nicht mit denen echter Münzen übereinstimmt.
  • Plakate mit verschiedenen Möglichkeiten Beträge unterschiedlich darzustellen: Fünf Cent können so gelegt werden..., oder so..., oder so... (Diese Plakate können in einer früheren Sequenz gemeinsam erstellt werden, wenn es darum geht, verschiedenen Möglichkeiten der Darstellung gegebener Beträge zu finden.)
  • Statt einer Geldbörse können einzelne Kinder kleine Sortierkästen nutzen, in denen jede Münz-Sorte ihr eigenes Fach hat, so dass langwieriges Suchen und Vergleichen vermieden werden kann.

Gemeinsame Reflexionsmöglichkeiten

Nicht erst am Ende der Sequenz – also wenn der Pausenkiosk wieder abgebaut wird – sondern immer wieder „zwischendurch“ empfiehlt es sich, sich gemeinsam mit den Kindern über die Besonderheiten des Größenbereichs Geld und die gesammelten Erfahrungen beim Einkaufen zu reflektieren. Mögliche Reflexionsfragen können dabei die folgenden sein:

  • Was hast du gekauft? Wie bist du vorgegangen?
  • Was ist für dich beim Einkaufen besonders leicht, was ist besonders schwer? Erkläre.
  • Weißt du schon, was die einzelnen Sachen kosten, die du kaufen kannst? Bei welchen Sachen weißt du es schon sicher? Warum bist du dir sicher?
  • Woran kannst du die einzelnen Münzen unterscheiden. Erkläre.
  • Weißt du gerade, was du dir diese Woche schon gekauft hast? Woher weißt du das?
  • Weißt du, wie viel Geld du gerade noch hast? Woher weißt du das? Kann dir etwas helfen, damit du besser weißt, wie viel du noch hast?
  • Ihr könnt gerade hier im Klassenraum einkaufen. Warst du schon einmal beim Einkaufen außerhalb des Klassenraums dabei? Was ist da anders? Was ist gleich?
  • Wenn du etwas besonders gerne haben willst – ist das dann mehr wert als andere Dinge?
  • Weißt du, was das Wort „sparen“ bedeutet? Kannst du es erklären?
  • Warum benutzen wir überhaupt Geld zum Bezahlen? Fallen dir andere Möglichkeiten ein?

Eine besondere Chance dieser immer wiederkehrenden Zwischenreflexionen ist, dass die Schülerinnen und Schüler im Laufe der Sequenz erkennen können, dass sie sowohl beim Umgang mit Geld als auch beim Einkaufen sicherer werden und dazulernen.

Diese Erkenntnis kann vor allem gestärkt und unterstützt werden, wenn die Ergebnisse der jeweiligen Zwischenreflexionen festgehalten werden (zum Beispiel auf „das ist einfach“ / „das ist schwierig“-Plakaten oder anhand von Plakaten, auf denen die Kinder „punkten“ können, welche Preise sie sich bereits gut merken können).

Mögliche Anschluss- oder Vorläufersequenzen

Einkaufen gehen: Zum Beispiel für die Vorbereitung eines gemeinsamen Frühstücks, können die Schülerinnen und Schüler gemeinsam auf den Wochenmarkt gehen und hier eigenverantwortlich einkaufen gehen. Dabei können die im eher geschützten Rahmen des Pausenkiosks bereits gesammelten Erfahrungen sehr hilfreich sein.

Geldwerte darstellen: Vor der Einführung des Pausenkiosks können bereits Unterrichtssequenzen durchgeführt werden, in denen die Schülerinnen und Schüler erste Möglichkeiten haben, sich mit den Münzen und deren Zusammenhängen auseinanderzusetzen. Als Vorbereitung auf den Pausenkiosk und für die Arbeit mit Cent-Beträgen bietet es sich beispielsweise an, die Kinder aufzufordern, einen festgelegten Betrag (zum Beispiel 7 Cent) auf möglichst verschiedene Arten (mit unterschiedlichen Münzen) zu legen. Anregungen, Ideen und Übungen hierzu finden Sie unter Unterricht: Lege anders.