In der Aufgabenstellung kompakt „Formen sortieren“ werden inhaltlich das Sortieren, Erkennen und Beschreiben von geometrischen Formen als Lernziele für die Kinder formuliert. Die Kinder sollen lernen, unterschiedliche Formen zu erkennen, sie nach selbst bestimmten Kriterien zu sortieren und dabei Kenntnisse über Eigenschaften mathematischer Formen entwickeln. Die Lernenden sollen also ein Verständnis dafür entwickeln, dass geometrische Formen unterschiedliche Eigenschaften haben, die es ihnen ermöglichen, diese Formen zu erkennen und in Kategorien zu sortieren. Auf Prozessebene sollen dabei insbesondere Kompetenzen zum Kommunizieren, Darstellen, Argumentieren und Problemlösen gefördert werden. Für das Sortieren der Formen beim Erfassen von Ecken und Seiten agieren die Kinder im Zahlenraum bis vier.

Abb. 1: Aufgabenstellung kompakt

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Zielgruppe

Die Aufgabenstellung kompakt kann je nach Lerngruppe im Übergang von der Kita in die Grundschule durchgeführt werden. Bei der Wahl einer geeigneten Sozialform sollte in jedem Fall geplant werden, dass die Kinder in Austauschphasen gemeinsam Problemlöseprozesse durchlaufen und diese auch kommunizieren.


Basisaufgabe

„Sortiert Formen. Welche Formen können zusammengehören? Erklärt."

Material: geometrische Formen aus festem Papier – Materialpaket, Unterlagen aus buntem DIN-A4 Papier

Ziel der Basisaufgabe ist es, dass die Kinder geometrische Formen sowohl nach mathematischen als auch nicht-mathematischen Kriterien sortieren und diese Sortierungen anschließend beschreiben und erklären. Die Materialien sollten Entdeckungen ermöglichen und bewusst Irritationen hervorrufen, sodass ein Begründungsbedarf auf Seiten der Kinder besteht und diese im Kommunizieren, Argumentieren und Problemlösen gefördert werden (Reuter, 2022). Somit beinhaltet das Material auch komplexere Formen (wie z. B. Parallelogramme, Trapeze, unregelmäßige Dreiecke und Vierecke) um eine aktive Auseinandersetzung mit geometrischen Formen zu initiieren. Im Sinne des kontinuierlichen Lernens werden also von Anfang an allen Kindern verschiedenste Dreiecke, Vierecke (und nicht nur gleichseitige Dreiecke und Quadrate) und Kreise mit Blick auf ihre Größe, Seitenlänge und Innenwinkel zur Erkundung der Eigenschaften zur Verfügung gestellt. Die Formen können als Kopiervorlage im Bereich „Material“ heruntergeladen werden. In Abbildung 2 sind die ausgeschnittenen Formen unsortiert ausgelegt. In der dritten Abbildung sehen Sie eine Möglichkeit, die Formen zu sortieren.

Abb. 2: Auswahl an Formen: unsortiert

Abb. 3: Auswahl an Formen: sortiert

Die Kinder sollen angeregt werden, geometrische Formen frei zu sortieren, die Sortierungen untereinander zu beschreiben und anhand ihrer Sortierkriterien zu erklären und anschließend mit einem Foto zu dokumentieren. Dabei kann buntes DIN A4-Papier genutzt werden, um die sortierten Gruppen optisch voneinander abzugrenzen. Die fotografisch festgehaltenen Zwischenergebnisse werden gesammelt und als Grundlage zur Reflexion im gemeinsamen Gespräch genutzt. So können sie im Anschluss in der Lerngruppe gemeinsam digital präsentiert (oder ausgedruckt), verglichen und diskutiert werden. In der Reflexion soll möglichst allen Kindern die Gelegenheit geboten werden, sich einzubringen und über (mathematische) Kriterien der Sortierungen zu sprechen.

 

Als Reflexionsfragen bieten sich dabei u. a. an:

  • „Welche Formen hast du sortiert?“
  • „Wieso passen diese Formen gut / nicht zueinander?“
  • „Was unterscheidet die Form von den anderen?“
  • „Wie könntet ihr die Formen noch sortieren?“
  • „Schau dir die Sortierung eines anderen Kindes an. Wie hat es sortiert?“
  • „Wie passt diese neue Form (eine weitere von der Lehrkraft zur Verfügung gestellte Form) in deine Sortierung?“

 

Der Sortierprozess findet dabei in mehreren Sortierrunden statt. Das bedeutet, dass die Kinder ihre Sortierungen nach dem Dokumentieren per Foto neu überdenken sollen und die Formen auf eine alternative Weise in den Blick zu nehmen. Die Kinder werden also angeregt, immer wieder neue Sortierungen zu finden und diese immer wieder zu erklären. Dies kann entweder durch die Offenheit des Materials und Arbeitsauftrages oder auch durch explizite Arbeitsaufträge der Lehrkraft angeregt werden:

  • Wie könnt ihr die Formen noch (genauer) sortieren?
  • Findet noch mindestens zwei weitere Sortierungen mit neuen Gemeinsamkeiten oder Unterschieden.
  • Erkläre deine (neue) Sortierung.

Besonders das Erklären ist an dieser Stelle als wichtiger Schritt zu betonen, da sich die Erklärungen über den Sortierprozess fachsprachlich immer weiterentwickeln.

 

Beispielhafte Sortierungen der Kinder nach mathematischen Kriterien könnten bspw. sein:

  • die Anzahl der Ecken

       (Formen mit keinen, drei, vier Ecken) 

  • die Anzahl der Seiten

       (Formen mit keinen, drei, vier Seiten)

  • die Art der Formen

       (alle Kreise, alle Dreiecke, alle Vierecke, alle unbekannte Formen…)

  • die Seitenlängen

       (Formen mit gleich langen Seiten, besonders langen, kurzen Seitenlängen)

 

In Abbildung 4 sind die Formen von Julian nach der Eckenanzahl sortiert worden. Die Formen mit vier Ecken wurden auf das rechte Blatt gelegt, die Formen mit drei Ecken in die Mitte und die Formen ohne Ecken nach ganz links sortiert.

Abb. 4: Kreise (keine Ecken) und Dreiecke (drei Ecken); Vierecke (vier Ecken)

Nach der Art der Form wurde von Johan in Abbildung 5 und 6 sortiert. Er sortierte Rechtecke auf die rechte und Trapeze (und „Fast-Trapeze“) auf die linke Seite.

Abb. 5: Rechtecke (rechts) und Trapeze und „Fast-Trapeze“ (links)

Lina und Jana sortieren die Formen in Quadrate und Rechtecke (Abb. 6).

Abb. 6: Rechtecke und Quadrate

Martin legt mit seinen Formen eine Fantasieform, sortiert die Formen u. a. nach Quadraten als „Augen“ und Kreisen als „Mund“ und ordnet dieser der Größe nach (Abb. 7).

Abb 7: Eine Fantasiefigur aus Quadraten, Kreisen und weiteren Formen

Einige beispielhafte Sortierungen der Kinder nach nicht-mathematischen Kriterien könnten sein:

  • bekannte / unbekannte Formen
  • besondere / normale Formen
  • kleine / große Formen
  • dünne / dicke Formen
  • lange / kurze Formen
  • Formen, mit denen „Bilder“ gelegt werden (können) (z. B. Autos, Tiere)

In Abbildung 8 wurden die Formen danach sortiert, ob sie bekannt oder unbekannt sind. 

Abb. 8: bekannte und unbekannte Formen

In Abbildung 9 sehen sie eine Auswahl an Fantasiefiguren verschiedener Kinder. Die Formen wurden genutzt, um Bilder nachzulegen, dabei wurden teilweise auch Formen einer Art verwendet (z. B. ganz links nur Dreiecke).

Abb. 9: Einige Kinder „sortieren“ bzw. im ersten Zugang zum Thema Fantasiefiguren

Zum Material

Die Kinder sollten die Möglichkeit bekommen, die Formen und ihre Eigenschaften handelnd aktiv zu erkunden. Die Formen sollten deshalb gedreht, gewendet, an-/aufeinandergelegt werden können. Damit sich die Kinder auf die zweidimensionale Form konzentrieren können, sollten die Formen nicht zu dick sein. Um die Formen herzustellen, können Sie die Kopiervorlage (s. Material) nutzen, auf dickeres Papier / Pappe ausdrucken und ausschneiden. Um Zeit beim Ausschneiden zu sparen sind in der Kopiervorlage gestrichelte Linien für die Verwendung einer Schneidemaschine vorgesehen. Es gibt Kopiervorlagen zu den Formensätzen der Basisaufgabe, Reduktion und Erweiterung.

Abb. 10: Kopiervorlage: Formen sortieren

Aus unserer Sicht lohnt sich der damit verbundene Zeitaufwand, da mit den Kopiervorlagen-Formen das Potential des Sortierens ebener Formen besser genutzt werden kann, als das mit den meisten käuflich zu erwerbenden Materialien der Fall ist. Wir sehen insbesondere folgende Vorteile:

  • Es stehen nicht nur gleichseitige Dreiecke und Vierecke (wie in den meisten zu erwerbenden Sets vorgegeben) zur Verfügung.
  • Die Kinder können die Formen auch übereinanderlegen und bspw. Seitenlängen genau vergleichen (was z. B. bei Formen-Karten oder laminierten Formen in der Regel nicht genau möglich wäre).
  • Formen aus dünner Pappe oder festem Papier können als ebene Figuren angesehen werden und nicht als „Körper“ (wie es bspw. bei Holzformen der Fall ist).
  • Das Sichtbarmachen und Finden von Spiegelachsen durch Falten ist exemplarisch möglich.
  • An der Tafel können die Formen in größerem Format ausgedruckt mit Magnetband befestigt und beliebig verschoben werden.

Vertiefung

Sortierungen benennen

Material: (fotografierte) Sortierungen

In dieser Vertiefungsaufgabe sollen die Kinder bereits sortierte Gruppen mit Oberbegriffen benennen: „Finde einen Namen für deine Sortierung(en). Erkläre.“ Die Sortierungen können sowohl von den Kindern selbst, von anderen Kindern oder auch von der Lehrkraft stammen. Ziel ist, dass die Lernenden entweder ihre zugrundeliegenden Kriterien der Sortierung verbalisieren oder Kriterien fremder Sortierungen identifizieren und benennen. Durch diese Aufgabe soll die Begriffsbildung bei den Kindern angeregt werden.

Zur Sicherung können die „Namen“ der Sortierungen notiert oder – wenn die verschiedenen Sortierungen abfotografiert wurden – mit einer Sprachaufnahme mündlich erklärt und benannt werden. Durch das Benennen der Sortierungen können die Kinder schließlich gezielter ihre Sortierung erklären. Die Kinder können dazu angeregt werden die gefundenen Namen der Sortierungen immer wieder neu zu überdenken und zu spezifizieren. Dabei können folgende weiterführende Arbeitsaufträge unterstützen:

  • „Könnte man die Sortierung noch anders benennen?“
  • „Passen noch weitere Namen?“
  • „Würde auch der Name XY zu deiner Sortierung passen? Warum (nicht)?“

Ein Beispiel sehen für das Benennen der Sortierungen sehen Sie hier von Jana und Lina (Abb. 11). Jana und Lina benennen ihre Sortierungen zu Vierecken zuerst fantasievoll nach Objekten aus ihrer Umwelt (links). Nach erneutem Sortieren und Erkunden der Seiten benennen und beschreiben sie ihre Sortierungen mit Fachbegriffen (rechts).

Abb. 11: Sortierungen benennen


Vertiefung

Sortierungen vergleichen 

Material: fotografierte Sortierungen mehrerer Kinder

Diese Vertiefungsaufgabe zielt darauf ab, dass die Kinder Sortierungen miteinander vergleichen und dabei über die nachzuvollziehenden, zugrundeliegenden (mathematischen) Kriterien der Sortierung ins Gespräch kommen. Bei den Gesprächsanlässen kann herausgestellt werden, welche Kinder ähnlich/unterschiedlich sortiert haben und es können Ideen für weiteren Sortierungen generiert werden. Dabei sollen also Gemeinsamkeiten und Unterschiede in den Sortierungen erkannt und thematisiert werden. Unterstützende Fragestellungen können sein:

  • „Vergleicht eure Sortierungen. Was ist ähnlich / unterschiedlich?
  • „Erkläre die Sortierung eines anderen Kindes. Wie könnt es sortiert haben?“
  • „Wie könnt ihr die Formen noch anders sortieren?“

Die Kinder können z. B. in einem Museumsrundgang von Tisch zu Tisch gehen, die entstandenen Sortierungen betrachten und darüber ins Gespräch kommen. Falls digitale Medien zur Verfügung stehen, können die Kinder beispielsweise mit einem Tablet ihre Ergebnisse fotografieren und so auch verschiedene Sortierungen in Kleingruppen diskutieren. Wichtig dabei ist, dass auf jedem Tablet nur jeweils ein Foto zu sehen ist und der Fokus auf die Diskussion der zugrundeliegenden Kriterien gelegt wird. Die Fotos der Sortierungen können anschließend auch im Plenum über eine digitale Tafel besprochen werden.


Vertiefung

Formen suchen

Material: geometrische Formen aus festem Papier, Suchaufträge-Karten

Mit gezielten Suchaufträgen (Abb. 12) können Besonderheiten einzelner Formen identifiziert oder mögliche Kriterien für Gruppen untersucht werden. Ziel der Vertiefungsaufgabe ist es, dass Lernende durch einzelne Suchaufträge zum kategoriegeleiteten Sortieren angeregt werden und exemplarische („Finde eine …“) und konkrete Formen („Finde alle …; Finde …“) aus dem Formensatz finden.

Abb. 12: Karten „Formen suchen“

Die Karten können im Materialpaket für die individuelle Lerngruppe adaptiert werden. Schnelle oder leistungsstärkere Kinder können hier auch angeregt werden, eigene Suchaufträge zu formulieren und an andere Kinder weiterzugeben. Anschließend können die Kinder auch wieder frei zum Sortieren aller Formen aufgefordert werden.

  • „Sortiere die Formen erneut. Hast du weitere Sortierungen gefunden?“

 


Vertiefung

Veränderte Sortierungen prüfen

In dieser Vertiefungsaufgabe sollen die Kinder ihre eigene, veränderte Sortierung (Abb. 13) überprüfen. Dazu geht ein Kind (A) nach draußen / hält sich die Augen zu und das andere Kind (B) verändert die Sortierung und tauscht Formen in der Sortierung aus. Je nach Leistungsstand der Kinder kann auch nur eine Form oder mehrere Formen weggenommen oder dazugelegt werden. Anschließend überprüft Kind A die Sortierung und identifiziert, wie sich die Sortierung verändert hat. Dabei beschreibt und begründet Kind A warum die Sortierung durch die zwei veränderten Formen nicht mehr passend ist.

 

Dieser Austausch könnte durch folgende Leitfragen angeregt werden:

  • „Beschreibe die Form. Warum passt die Form nicht mehr in die Sortierung?“
  • „Wie sieht die Form aus? Wie sehen die anderen Formen der Sortierung aus?“
  • „Wie unterscheiden sich die Formen?“
  • „Wo und warum passt die Form in eine andere Sortierung besser?“

Abb. 13: Veränderte Sortierungen überprüfen: „Welche Formen wurden hier vertauscht? Begründe.“

Um das Suchen der vertauschen Formen zu unterstützen, kann eine Papierlupe (s. Möglichkeiten individueller Unterstützung) genutzt werden. Diese Lupe wird auf eine vermutlich veränderte Form gelegt und kann sowohl für die Sprechenden als auch für die Zuhörenden die Konzentration auf die Erklärung der konkreten Veränderung der Sortierung unterstützen.

Abb. 14: Identifizieren und Erklären der Sortierungen: Vertauschtes Rechteck und Trapez


Reduktion

Verringerung der Anzahl und Komplexität der Formen

Material: geometrische Formen aus festem Papier Materialpaket „Eindeutige Formen“

Für einen niederschwelligen Einstieg kann zum Sortieren der Formen sowohl die Anzahl als auch die Komplexität der Formen reduziert werden (Abb. 15).

Abb. 15: Möglichkeiten reduzierter Formen

Um die Komplexität zu reduzieren, können beispielsweise nur

  • kongruente Formen,
  • (regelmäßige) Dreiecke,
  • Quadrate / Rechtecke / Vierecke,
  • Kreise,
  • Kreise und Dreiecke,
  • Kreise und Vierecke oder
  • insgesamt weniger Formen

 

genutzt werden. Individuell können anschließend schrittweise weitere Formen zu weiteren Sortierrunden dazugegeben werden.

Abb. 16: Sortierung von Louis und Maxime mit reduzierten Formen


Reduktion

Sortierungen vervollständigen 

Material: Materialpaket: „Eindeutige Formen“, Formen, vorgegebene Sortierung

Kinder können zu einer eindeutigen selbst erstellten oder vorgegebenen Sortierung (Abb. 17) weitere Formen (Abb. 18) (und sogar auch gleiche Formen) sortieren. Auch bei dieser Reduktionsaufgabe sollte der Bearbeitungsfokus schließlich auf dem Erklären und Begründen der Sortierungen und Sortierhandlungen liegen.

Abb. 17: vorgegebene Sortierung

Abb. 18: Zugabe weiterer (ähnlicher) Formen, die der Sortierung beigefügt werden sollen


Erweiterung

Erhöhung der Anzahl und Komplexität der Formen

Material: geometrische Formen aus festem Papier Formen inkl. Materialpaket „Komplexe Formen“

Für eine herausfordernde Weiterarbeit an der Basisaufgabe kann sowohl die Anzahl als auch die Komplexität der Formen (Abb. 19) im Sinne des Spiralprinzips erhöht werden.

Abb. 19: Zusätzliche Formen für die Erweiterung

Um die Komplexität zu erhöhen, können beispielsweise

  • weitere unregelmäßige Dreiecke,
  • weitere unregelmäßige Vierecke (inkl. Trapez, Drache, Rhombus, Parallelogramm),
  • Fünfecke / Sechsecke / Achtecke oder
  • insgesamt mehr Formen

genutzt werden. Individuell können anschließend schrittweise besondere Formen zu weiteren Sortierrunden dazugegeben werden.


Erweiterung

Formen komplex suchen

Material: geometrische Formen aus festem Papier Formen, Sortierkarten „Formen komplex suchen“

Zur Erweiterung der Vertiefungsaufgabe „Formen suchen“ werden die Kinder zum Sortieren und Finden von unvollständigen Formen mit Sortierkarten (Abb. 20) angeregt.

Abb. 20: Erweiterung „Formen komplex suchen“

Die Formen auf den Karten wurden so ausgewählt, dass Eigenschaften wie z. B. rechte Winkel oder Parallelität vermehrt in den Blick genommen werden können. Zudem werden einige Formen unvollständig abgebildet, die Abstraktion auf Seiten der Kinder benötigen. So kann beispielsweise die Form unten links mit zwei rechten Winkeln auf ein Quadrat, Rechteck oder ein rechtwinkliges Trapez hinweisen. Die Kinder sollen verschiedene Formen finden und begründen, warum diese zu der jeweiligen Karte passen und Gemeinsamkeiten beschreiben. In Abb. 21 sehen sie verschiedene Lösungen verschiedener Kinder, wie Kinder mit den Sortierkarten sortieren. Dabei lassen die Sortierkarten offene Lösungen zu, die von den Kindern begründet werden sollen. Hier kann die Sortierkarte links und in der Mitte sowohl auf die Eigenschaft „4 Ecken“ als auch die konkrete Form des Quadrates hinweisen (s. Abb. 21). 

Abb. 21: Schülerbeispiele „Formen komplex suchen“ 

Erweiterung

Das konkave Viereck erkunden 

Material: geometrische Formen aus festem Papier Formen, abfotografierte Sortierungen, besondere Form „konkaves Viereck“

                          

Die Kinder erhalten in dieser Erweiterung das konkave Viereck (Abb. 22) nachträglich. Zunächst sollen die Kinder das Viereck beschreiben und insbesondere Ecken und Seiten in den Blick nehmen.

Anschließend fügen die Kinder das konkave Viereck in ihre Sortierung ein bzw. suchen Formen, die zu einer Sortierung inklusive des konkaven Vierecks passen.

Abb. 22: Das konkave Viereck

Initiiert werden kann dies durch folgende Arbeitsaufträge:

  • „Ich habe hier eine neue Form für dich. Schau dir die Form genau an. Wie sieht die Form aus? Beschreibe die Form. Füge die Form in deine Sortierung mit ein.“
  • „Zu welchen anderen Formen passt diese neue Form gut? Begründe.“

 

Die Kinder werden durch die Form des konkaven Vierecks produktiv irritiert und können sich tiefergehend mit der Definition einer Ecke beschäftigen. So legt Louis das konkave Viereck beim Sortieren zunächst zu den Dreiecken, da es augenscheinlich genau drei Ecken hat. Auf Nachfrage der Lehrkraft zählt er die Ecken nochmal und legt das konkave Viereck schließlich zwischen die Dreiecke und die Vierecke (s. Transkript; Abb. 23).

Abb. 23: Transkriptausschnitt zu Louis Umgang mit dem konkaven Viereck


Erweiterung

Das Rechteck als besonderes Viereck erkunden 

Material: Verschiedene Rechtecke und Vierecke, ggfs. Spiegel

In dieser Vertiefung sollen die Kinder nur Vierecke und hierbei die besonderen Eigenschaften des Rechtecks im Sinne des kontinuierlichen Lernens erkunden. Dazu können die Kinder angeregt werden, speziell die Seitenlängen der Vierecke zu vergleiche: „Schau dir die Seiten der Vierecke an. Was fällt dir auf?“. Neben den gegenüberliegenden gleichlangen Seiten des Rechtecks können die Kinder durch Falten die Spiegelachsen des Rechtecks (Abb. 23) ermitteln, sodass die gefalteten Teile deckungsgleich sind: „Falte das Rechteck. Falte immer Ecke auf Ecke. Was fällt dir auf? Wie kannst du das Rechteck noch Ecke auf Ecke falten? Beschreibe.“Anstelle des Faltens von Formen aus Papier können auch Spiegel genutzt werden, um Spiegelachsen am Rechteck zu entdecken.

Ergänzend können diese Erkundungen auch an weiteren Vierecken erprobt und somit die besonderen Eigenschaften des Rechtecks herausgearbeitet werden.

Abb. 24: Rechteck und allgemeines Viereck


Erweiterung

Das Quadrat als besonderes Rechteck erkunden 

Material: Formen: Rechtecke und Quadrate

 
In dieser Vertiefung untersuchen und sortieren Kinder nur Rechtecke und Quadrate. Diese Aufgabe sollte idealerweise nicht losgelöst von den anderen Aufgaben, sondern nach der Vertiefungsaufgabe „Das Rechteck als besonderes Viereck erkunden“ bearbeitet werden.

Anschließend werden die Eigenschaften der Vierecke miteinander verglichen. Ziel der Sortierung ist, dass erste Grundlagen gelegt werden, dass die Kinder erkennen können, dass das Quadrat ein besonderes Rechteck ist, und zwar eines, bei dem nicht nur zwei gegenüberliegende Seiten gleich lang sind, sondern alle vier Seiten. Dabei können Leitfragen wie

  • „Schau dir die Seiten an. Welche sind gleich lang?“
  • „Sortiere alle Formen, die gleich lange gegenüberliegende Seiten haben, in eine Gruppe.“

unterstützen. Analog zu der und in Anknüpfung an die Vertiefung „Das Rechteck als besonderes Viereck erkunden“ können auch hier die Kinder angeregt werden, durch deckungsgleiches Falten (oder spiegeln) erste Erkundungen zu Spiegelachsen (Abb. 24) zu machen.

Abb. 25: Rechteck und Quadrat falten


Möglichkeiten individueller Unterstützung

Zur feinmotorischen Unterstützung größere bzw. magnetische Formen nutzen

Material: Kopiervorlage „größere Formen“; dünnes Magnetband

Für Kinder mit feinmotorischen Schwierigkeiten können die Formen in größerem Format ausgedruckt werden, sodass die Handhabung erleichtert wird.

Die Formen können bei Bedarf auch von hinten mit dünnem Magnetband beklebt und dann an einer magnetischen Platte oder Tafel befestigt werden, damit sie nicht so leicht vom Tisch fallen.

 


Möglichkeiten individueller Unterstützung

Formen mit den Fingern nachfahren, auf dem Boden ablaufen und sortieren

Material: Formen aus Moosgummi, aufgeklebt auf Papier

Je nach Ausprägung des Unterstützungsbedarfs können Kinder im Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung zur haptischen Erfassung festere Formen „erfühlen“ und Ecken und Seiten nachfahren.

Unterschiedliche Formen können als Einstieg ebenfalls abgelaufen werden. Dafür werden die entsprechenden Formen z.B. mit Kreppband auf den Boden geklebt oder auf dem Schulhof mit Kreide gemalt. Wichtig ist dabei, die besonderen Eigenschaften zu verbalisieren und auch die Ecken klar auszulaufen.

Die gesammelten Erfahrungen und Erkenntnisse können dann auf handliche kleinere Formen übertragen werden. So können beispielsweise kleine Formen passend in die großen, abgelaufenen Formen gelegt werden, sodass eine erste Sortierung stattfinden kann.

 


Möglichkeiten individueller Unterstützung

Aufgeklebte Sortierungen aus Moosgummi erkennen und ergänzen 

Material: Formen aus Moosgummi

Ein weiteres unterstützendes Vorgehen kann sein, dass eindeutige Sortierungen mit wenigen Formen (z.B. aus Moosgummi, festgeklebt auf einer Karte) vorgegeben, betrachtet und erfühlt werden. Die Moosgummi-Formen (Abb. 26) sollen hier zur motorischen Unterstützung eingesetzt werden, um die Formen auch haptisch unterscheiden zu können und so feinmotorisch zu erfahren, was eine Ecke, Seite, Fläche ist und den Tastsinn zu fördern. Nichtsdestotrotz sollten auch Erfahrungen mit flachen, ebenen Formen gemacht werden, sodass nicht der Charakter der Untersuchung von Körpern im Vordergrund steht.

Nach Untersuchung dieser Formen können die Lernenden dann die Sortierkriterien ermitteln und benennen. Vorgegebene Sortierungen könnten z. B. nur Kreise, nur Quadrate und Dreiecke oder nur sehr kleine und sehr große Formen sein. Anschließend können wenige eindeutige Formen (gleichseitiges Dreieck, Kreis, Quadrat) aus Moosgummi von den Kindern zu den vorgegebenen Sortierungen sortiert werden.

Abb. 26: Sortierungen aus Moosgummiformen


Möglichkeiten individueller Unterstützung

Zur Fokussierung auf konkrete Formen eine Lupe nutzen

Material: Materialpaket: „Lupe"

Durch Auflegen und Verschieben einer „Lupe“ (Abb. 27) kann eine einzelne Form innerhalb der sortierten oder unsortierten Formen fokussiert werden. Somit kann die Aufmerksamkeit auf eine einzelne Form gelenkt werden.

Abb. 27: Lupe