Anzeichen, die auf das Vorliegen einer Sehbeeinträchtigung hindeuten können, lassen sich oftmals durch genaues Beobachten der Kinder und Jugendlichen erkennen. Eine genaue Abklärung und Diagnose sollte dann durch Augenärztinnen oder Augenärzte und Fachkräfte der blinden- und sehbehindertenspezifischen Beratungsstellen erfolgen. Hier werden einige Indikatoren einer Sehbeeinträchtigung aufgeführt (Degenhardt & Henriksen, 2009):
Auffälligkeiten am Auge
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Augenzittern
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Schielstellung
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Rötungen
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Häufiges Blinzeln, Zusammenkneifen
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Auffälligkeiten in der Kommunikation
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Kein Blickkontakt („schaut am Gesprächspartner vorbei“)
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Kopf wird auffällig schräg gehalten (auch beim Betrachten von Gegenständen)
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Auffälligkeiten bei Naharbeiten
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Rasches Ermüden (z. B. bei Leseaufgaben)
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Schwierigkeiten bei der Auge-Hand-Koordination (z. B. bei Bastelarbeiten)
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Sehr geringer Leseabstand
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Auffälligkeiten in der Bewegung
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Bewegungsängstlichkeit (z. B. in ungewohnter Umgebung)
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Stark unterschiedliche Bewegungssicherheit in Abhängigkeit der Lichtverhältnisse
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Häufiges Stolpern über verschiedene Hindernisse
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Starke Blendempfindlichkeit
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Visuelle Wahrnehmungsstörungen können sich darüber hinaus beispielsweise durch Unsicherheiten bei Aufgaben zur Formunterscheidung, durch Differenzierungschwierigkeiten nahe beieinander liegender Zeichen oder durch Probleme bei der Wahrnehmung bewegter Objekte äußern.
In jedem Fall sollte bei Verdachtsmomenten eine funktionelle Überprüfung des Sehvermögens durch eine Augenärztin oder einen Augenarzt vorgenommen werden. Hierbei werden beispielsweise die Sehschärfe in der Ferne, das Gesichtsfeld, der Augeninnendruck und die Intaktheit von Netzhaut, Linse und Sehnerv überprüft. Die Ergebnisse dieser Überprüfung stellen wichtige Bezugsgrößen für die im Unterricht zu treffenden Fördermaßnahmen dar.
Für die Sehschärfenbestimmung bei Kindern haben sich die Sehzeichen (Optotypen) von Lea Hyvärinen (vgl. www.lea-test.fi) in der Praxis bewährt (vgl. Abb. 22). Bei Schülerinnen und Schülern oder Erwachsenen mit sicheren Buchstabenkenntnissen werden bei der augenärztlichen Visusmessung in der Regel Buchstabenreihen eingesetzt.
Ergänzend zur augenärztlichen Diagnostik werden von Blinden- und Sehbehindertenpädagoginnen und -pädagogen weitere detaillierte diagnostische Informationen erhoben. Diese funktionale Sehprüfung umfasst ebenfalls Messungen der Sehschärfe (Nähe und Ferne), aber darüber hinaus beispielsweise Informationen zur Farbwahrnehmung, zum Kontrastsehen, zum Vergrößerungsbedarf oder zum räumlichen Sehen. Hinzu kommen gezielte Beobachtungen bei verschiedenen alltagsrelevanten Aufgabenstellungen (z.B. Lese- und Schreibaufgaben, Aufgaben zur Orientierung), wobei jeweils unterschiedliche Kontextbedingungen wie Beleuchtungssituation, Kontrastierung der Materialien oder zur Verfügung stehende Zeit berücksichtigt werden (vgl. Henriksen & Laemers, 2016).
Die Diagnostik von zerebralen Wahrnehmungsstörungen erweist sich als äußerst komplex. Bildgebende Verfahren können die konkreten Schädigungen kortikaler Areale trotz enormer Fortschritte noch nicht mit der notwendigen Genauigkeit ermitteln. Aus diesem Grund werden in der Praxis detaillierte Beobachtungsraster und spezifische Testaufgaben eingesetzt, um Funktionsbeeinträchtigungen beispielsweise bei der Form- und Bewegungswahrnehmung oder zentral bedingte Gesichtsfeldeinschränkungen erfassen zu können.