UNTERSTÜTZUNGSBEDARF IN DIE UNTERRICHTSPLANUNG INTEGRIEREN – FÖRDERSCHWERPUNKT GEISTIGE ENTWICKLUNG
Auf dieser Seite wird exemplarisch illustriert, wie unterschiedliche Unterstützungsbedarfe in die Unterrichtsplanung integriert werden können, sodass Unterricht differenziert und inklusiv gestaltet werden kann. Bei den dargestellten Planungsgedanken steht der Bildungsgang „Geistige Entwicklung“ im Fokus, wofür exemplarisch der Schüler Jannis vorgestellt wird. Hier finden Sie weiterführende Informationen zum Förderschwerpunkt „Geistige Entwicklung“.
Planungsbeispiel: „100 Bausteine legen“
Der Ausgangspunkt ist die Unterrichtssequenz „100 darstellen“, die dafür leicht angepasst wird. Somit steht folgende Aufgabenstellung für die Klasse im Mittelpunkt:
Abbildung 1: Aufgabenstellung „100 Bausteine legen“
Das anschließende Video zeigt die Lernausgangslage von Jannis und wie diese exemplarisch in der Unterrichtsplanung für die oben gezeigte Aufgabenstellung berücksichtigt werden kann.
Im Anschluss werden nun die Ausführungen aus dem Video nochmals genauer dargestellt.
Lernvoraussetzungen von Jannis
Jannis wird im Bildungsgang Geistige Entwicklung gefördert. Seine Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Aufgabenstellung „100 Bausteine legen“ werden in der folgenden Abbildung dargestellt:
Planungsgedanken
Aufbauend auf Jannis’ Lernvoraussetzungen stellen sich in der konkreten Unterrichtsplanung folgende Fragen, aus denen verschiedene Unterstützungsmaßnahmen resultieren:
Wie kann die Aufgabe angepasst werden?
Die Aufgabe steht im Kontext der Zahlraumerweiterung bis 100. Jannis kann zwar bis 30 zählen, soll hier jedoch vor allem lernen, Zahlen selbst strukturiert darzustellen. Aus diesem Grund arbeitet er statt mit 100 Bausteinen mit 20 Bausteinen. Der zweite Teil der Aufgabenstellung wurde für Jannis nicht verändert, da er seine Ergebnisse und Vorgehensweisen wie die anderen Kinder am Tablet dokumentieren kann. Somit lautet die angepasste Aufgabe wie folgt:
Abbildung 3: Angepasste Aufgabenstellung
Aufgrund des veränderten Zahlraums arbeitet er in Einzelarbeit. Damit er sich trotzdem mit anderen Kindern über Ideen zur Strukturierung austauschen kann, wird vor allem in der Reflexionsphase Raum dafür geschaffen.
Wie kann sprachlich unterstützt werden?
Da Jannis ihm bekannte Symbole deuten kann, werden zur sprachlichen Unterstützung im Arbeitsauftrag ein Symbol für das Legen der Bausteine und jeweils eins für das Fotografieren und das Erklären eingefügt (siehe Abb. 3). Diese Vorgehensweise unterstützt auch die anderen Kinder der Klasse. Daher werden diese Symbole auch bei der Darstellung des Arbeitsauftrags für alle genutzt (siehe Abb. 1).
Für das Erklären werden zur Unterstützung für alle Kinder Formulierungshilfen auf dem Tablet hinterlegt (siehe Abb. 4). Durch Klicken auf das Lautsprechersymbol können sich die Lernenden die jeweiligen Formulierungshilfen vorlesen lassen (siehe „Material für den eigenen Unterricht“). Diese Unterstützung kann auch Jannis nutzen.
Abbildung 4: Formulierungshilfen
Wie kann motorisch unterstützt werden?
Sollten die Bausteine beim Legen verrutschen, kann Jannis eine rutschfeste Unterlage nutzen. Diese steht ihm dauerhaft zur Verfügung und er kann sich das Hilfsmittel bei Bedarf selbstständig nehmen.
Bei Bedarf kann zusätzlich rutschfestes Klebeband an den Bausteinen angebracht werden, damit diese besser greifbar sind und beim Stapeln weniger verrutschen oder umfallen (siehe Abb. 5).
Abbildung 5: Bausteine mit Klebeband auf rutschfester Unterlage
Wie kann Jannis inhaltlich unterstützt werden?
Inhaltlich wird er bei Bedarf von Herrn Wagner, dem Sonderpädagogen, unterstützt. Gemeinsam haben sich Herr Wagner und Frau Sommer, die Klassenlehrerin, im Vorfeld über mögliche Vorgehensweisen von Jannis und passende Impulse ausgetauscht. Möglicherweise legt Jannis die 20 Bausteine ohne hilfreiche Strukturierung (siehe Abb. 6) und benötigt deshalb Unterstützung darin, zu erkennen, dass ihm eine Strukturierung der Bausteine hilft.
In diesem Fall ordnet Herr Wagner beispielsweise 12 Bausteine unterschiedlich an. Dazu stellt er Impulse, die Jannis unterstützen sollen, eine hilfreiche Strukturierung zu erkennen. Anschließend soll er diese Strukturierung auf die 20 Bausteine übertragen (siehe Abb. 7).
Abbildung 7: Mögliche Anordnungen der Bausteine mit Impulsen
Wie kann Jannis in die Plenumsphasen eingebunden werden?
Ein differenzierter Unterricht berücksichtigt alle Phasen der Unterrichtstunde. Im Folgenden werden Überlegungen für die Einstiegsphase und die Reflexionsphase vorgestellt.
Im Einstieg steht das Erfassen von Mengen im Mittelpunkt („Wie viele Bausteine könnten das sein?“), um so erste Bündelungsgedanken anzubahnen. Dabei sollen die Vorerfahrungen der Kinder aktiviert werden, die sie individuell in das Unterrichtsgespräch einbringen können. Dabei kann auch Jannis mitschätzen (siehe Abb. 8).
Abbildung 8: Einbindung in den Einstieg
In der Reflexion erfolgt ein Austausch über die erarbeiteten Strategien und Ergebnisse mithilfe von verschiedenen Impulsen, wie beispielsweise:
- „Wie habt ihr die Bausteine gelegt, sodass man schnell erkennen kann, wie viele Bausteine auf eurem Tisch lagen?“
- „Was war bei euch gleich? Was war anders?“
Damit Jannis’ Ideen mit eingebracht und aufgegriffen werden können, kann er seine Überlegungen zu Beginn der Reflexion vorstellen und dabei durch vorbereitete Satzanfänge unterstützt werden. Weitere Erkenntnisse der anderen Kinder können daraufhin in Beziehung zu seinen Ergebnissen mit der reduzierten Anzahl an Bausteinen gesetzt werden. Ziel der Reflexion ist es, dass die Lernenden erkennen, dass hier eine Bündelung zu Fünfern oder Zehnern wichtig und hilfreich ist (siehe Abb. 9).
Abbildung 9: Einbindung in die Reflexionsphase
Material für den eigenen Unterricht
Um alle Lernenden bestmöglich zu erreichen, benötigt es eine passgenaue Unterstützung. Hier finden Sie Materialien, die gezielt zur Differenzierung eingesetzt werden können:
- Unterrichtsplanung für eine mögliche Umsetzung der vorgestellten Stunde [als PPTX oder PDF]
- Arbeitsauftrag (Zahlraum 20) mit Symbolen zur sprachlichen Unterstützung [als PPTX oder PDF]
- Arbeitsauftrag (Zahlraum 100) mit Symbolen zur sprachlichen Unterstützung [als PPTX oder PDF]
- Formulierungshilfen [als PPTX oder PDF]
- Arbeitsauftrag und Formulierungshilfen mit Vertonung (Zahlraum 20 und Zahlraum 100)
- Bildkarten mit beispielhaften Anordnungen der Bausteine zur inhaltlichen Unterstützung für Kinder, die eigenständig noch keine hilfreiche Strukturierung finden (Zahlraum 20) [als PPTX oder PDF]
Die Materialien sind flexibel einsetzbar und können individuell angepasst werden – sowohl im Klassenverband als auch in der Einzelförderung.



