Unterrichtsprinzipien und Hilfsmittel bei Blindheit
Damit Schülerinnen und Schüler mit Blindheit am Unterrichtsgeschehen teilhaben können, ist es in vielen Situationen notwendig, dass die Lehrkraft die in der Regel nonverbal ablaufenden Situationen verbalisiert. So sollte beispielsweise bei Tafel- oder Whiteboardanschrieben der Text während des Schreibens laut ausgesprochen werden oder das Aufrufen von Beiträgen der Schülerinnen und Schüler mit Nennung der Namen erfolgen.
Methodisch empfiehlt sich in vielen Unterrichtsbereichen ein handlungsorientiertes Vorgehen. Durch die eigene Handlung können Zusammenhänge, Funktionsprinzipien, Strukturen etc. konkret erfahren und „begriffen“ werden. Während sich sehende Kinder über visuelle Medien oder durch Beobachtungslernen viele Sacherfahrungen aneignen können, benötigen blinde Kinder in wesentlich stärkerem Maße eine unmittelbare Realbegegnung mit dem Lerngegenstand. Hierbei ist zu beachten, dass die Informationsaufnahme über das Tasten in der Regel wesentlich aufwändiger bzw. kognitiv belastender ist und damit deutlich mehr Zeit benötigt als die visuelle oder auditive Informationsaufnahme.
Ist ein Lernen am Realobjekt nicht möglich, weil die Objekte zu klein oder zu groß, zu weit entfernt, zu gefährlich oder leicht zerbrechlich sind, müssen verschiedene Veranschaulichungsmedien eingesetzt werden wie beispielsweise
- Präparate ausgestopfter Tiere,
- dreidimensionale Modelle,
- taktile Reliefabbildungen.
Die folgenden drei Abbildungen zeigen verschiedene Veranschaulichungsmedien in Beispielen.
Zum Anfertigen von Skizzen oder Zeichnungen, aber auch für geometrische Konstruktionen können Schülerinnen und Schüler spezielle Zeichentafeln verwenden (vgl. Abb. 17): Auf einer eingespannten Kunststofffolie können per Stift haptisch und visuell zugängliche Zeichnungen erstellt werden.
Für das Brailleschreiben auf Papier werden manuelle oder elektronische Brailleschreibmaschinen eingesetzt, die über 6 oder 8 Schreibtasten verfügen, so dass je nach Tastenkombination sämtliche Braillezeichen der 6-Punkt- oder 8-Punktsystematik einfach produziert werden können.
Blinde Menschen können mittels Screenreadersoftware und einer mit dem Computer oder dem Tablet gekoppelten Braillezeile alle Vorteile der Datenverarbeitung mit Standardprogrammen (z.B. MS-Office) oder die Möglichkeiten des Internets nutzen. Auf der Braillezeile wird der Text des Bildschirminhalts mittels kleiner beweglicher Kunststoffstifte in Brailleschrift dargestellt. Darüber hinaus kann ein digital vorhandener Text per Sprachausgabe vorgelesen werden. Zugleich kann der Nutzer die Braillezeile als Tastatur nutzen und den Computer steuern.
In der Schule ist die Computerausstattung von zentraler Bedeutung, da sie die schriftliche Kommunikation, sowie auch das gemeinsame Arbeiten mit sehenden Mitschülerinnen- und Mitschülern sicherstellt. Digitale Schulbücher und Unterrichtsmaterialien, die nach bundeseinheitlichen Standards übertragen wurden (s. www.augenbit.de), gewährleisten die Teilhabe am Klassenunterricht, enthalten aber oft keine adaptierten oder beschriebenen Abbildungen.
Bei der Gestaltung des Klassenzimmers sollte auf eine möglichst klar strukturierte und konstante Anordnung der Schülertische sowie auf gute Zugänglichkeit von Materialablagen oder Regalfächern geachtet werden. Die Schülerin bzw. der Schüler muss so platziert werden, dass die soziale Interaktion zu Mitschülerinnen und Mitschülern nicht beeinträchtigt wird.